Ausstellung „Impulse“

Manfred-Sauer-Stiftung 14.3.-16.5.2010

„impuls“

… unter diesem Titel zeigen 18 Künstlerinnen der GEDOK HEidelberg spannende Arbeiten aus den Sparten Malerei, Fotografie, Objektkunst und Kalligraphie.

Die Ausstellung endet mit einer Lesung zur Finissage mit Hanna Leybrand und Sonja Viola Senghaus am Sonntag, 16. Mai um 16:30 Uhr.

Einladung zum Download:

Gedichte „Sommer“, „Freiraum“ und „Eintauchen“

Gedichte „Sommer“, „Freiraum“ und „Eintauchen“ unter: www.autorenforum.de

Sommer

Barfuß gehen
auf Straßenpflaster
im Krebsgang die Scheren
noch nicht geöffnet zum Einritzen
verwobener Chiffren in
heißen Asphalt

(Sonja Viola Senghaus)

Freiraum

Augenblicke
einatmen
Fenster und Türen
weit offen
Wolkenschleier
abstreifen
eintauchen
in Alabasterblau
vom Sonnenlicht
durchflutet sein
nur über Schatten springen
gelingt heute nicht
aber ein Ausatmen

(Sonja Viola Senghaus)


Eintauchen

Tiefblau der See
in den ich eintauche
an heißen Sommertagen:
Energiequelle

(Sonja Viola Senghaus)

Gedicht „Annette“

Gedicht „Annette“ unter: www.droste-gesellschaft.de

Annette

von Droste-Hülshoff
zu jener Stunde als der Knabe
im Schneckenhaus auf siebenzackiger
Buche dahinschmolz verwandelte sich das
brodelnde Moor in klares Quellwasser

Die goldene Krone auf edlem
Haupt entstieg er nicht
dem Grachtenteich
der verzauberte
Königssohn

Doch die Seufzer
um des versäumten
Prinzenkusses willen
ließen über Nacht Millionen
von Seerosen erblühen

(Sonja Viola Senghaus)

Licht–Flügel–Schatten

Lyrikband von Sonja Viola Senghaus
mit Bildern von Dorette Polnauer
Marsilius Verlag, Speyer, 2002
EUR 17,-
ISBN 3-929242-30-3

Zu diesem Buch:
„Der Entstehung von Gedichten gehen innere Spannungen und geistige Konfrontationen voraus. Sonja Viola Senghaus´ Gedichte schöpfen kreativ aus dem unendlichen Raum der Seele und sind verdichtet-symbolischer Reflex auf die Erfahrungen der Autorin mit der Umwelt, Gesellschaft und menschlichem Dasein, seinen Höhen und Tiefen. Wie in der feinfühligen, farbenfrohen Kunst der die Texte begleitenden Bilder von Dorette Polnauer bedarf es des ‚Streichens‘ und Fügens von Farben, Formen und Worten, um die Schlüsselthemen subjektiver Erkenntnis und starker innerer Gefühle zu verdichten. Texte und Bilder in diesem Buch gehen eine kraftvoll-ästhetische Symbiose ein, die nachhaltig zum Lesen und Schauen einlädt.“
(aus dem Vorwort von Klaus Haag)

 

> zur Buchbesprechung

Vita

 

SONJA VIOLA SENGHAUS

Lyrikerin
lebt und arbeitet in Speyer

Homepage: www.tonartlyrik.de


Veröffentlichungen

„Freiräume“ mit Grafiken, 2000, Eigenverlag

„Licht-Flügel-Schatten“, Lyrikband mit Bildern von Dorette Polnauer, 2002, Verlag Marsilius, 2. Auflage 2005

„Sprachruder“, Gedichte mit Fotografien von Klaus Senghaus, 2010,  Wiesenburg Verlag, Schweinfurth; 2. Auflage 2011

„Ein Nachhall“, 1. Auflage 2013, AZUR Verlag e.K., Mannheim, Cover: Dietlinde Stengelin, Langenargen

„Zwischen Tag und Traum“, 1. Auflage 2019, AZUR Verlag, Wildflecken,
Dr. Gerlinde Kraus, Cover: Gerdi König

„Schattensprünge“, 1. Auflage 2022, AZUR Verlag e.K., Dr. Gerlinde Kraus, Wildflecken;

übersetzte Gedichte in rumänischer Sprache von Mircea Pop

Gedichtbeitrag in „Ortswechsel 12“, Ev. Religionsbuch für Gymnasien/
Ausgabe Bayern, 2013

weitere Veröffentlichungen in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften

Herausgeberin der Lyrik-Anthologie „Sehnsuchtsblüten wirbeln durch die Luft“, AZUR Verlag Mannheim/Überlingen, 2011.

Aktivitäten

Lesungen/Wort-Bild-Klang-Performances – regional und überregional

Leitung von Schreib- und Textwerkstätten (auch in Gefängnissen)

Teilnahme am Landesprogramm Rheinland-Pfalz „Jedem Kind seine Kunst“

Nominierung Mannheimer Heinrich Vetter Literaturpreis 2011

Mannheimer Literaturpreis der Räuber 77′ für 2016/2017:
1. Preis für Lyrik zum Thema „Flucht.Punkt.Stadt“

1. Preis zum Schreibwettbewerb „Grenzen überwinden – zum Thema Flucht und Migration“ in der StadtLesenStadt Heidelberg / StadtLesen 2020 und Volkswagen Konzern Flüchtlingshilfe

Gruppenstipendium im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf in Brandenburg Anthologiearbeit: „Wasser.Zeichen“ der BundesGEDOK

Vertonung von drei Gedichten aus den Lyrikbänden „Licht-Flügel-Schatten“,“Sprachruder“ und „Ein Nachhall“ für Flöte von der Komponistin Katerina Pinosova-Ruzickowa

Improvisationspartitur für das Gedicht “Nachhall“ für Sing-, Sprech- und Instrumentalstimmen von der Komponistin Violeta Dinescu.


Mitgliedschaften

Verband Deutscher Schriftsteller in ver.di Landesverband Rheinland-Pfalz

Literarischer Verein der Pfalz e.V. – Leitung der Sektion Speyer und der Autorengruppe „Spira“

GEDOK – Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer Heidelberg e.V.

Segeberger Kreis – Gesellschaft für Kreatives Schreiben e.V.

 

Gedichte „Dramatisches Fragment“ und „Tableau noir“

Gedichte „Dramatisches Fragment“ und „Tableau noir“ unter: www.lyrik.at

Gedicht „Dramatisches Fragment“ unter: www.philo-forum.de

Dramatisches Fragment

Antwort auf Gottfried Benns „Nachtcafé“

In jener Nacht
als die Instrumente
sich in Menschen verwandelten
und aus ihrem gescheitelten Haar
Glaube Liebe Hoffnung in
verstopfte Ohren tropfte

In jener Nacht
als der Masse Mund
Chopin wie Perlen vor die Säue spie
und dabei das Lied auf die
Frauen das Leben und
die Liebe sang

In jener Nacht
versperr die Tür
bevor die Kannibalin
sich einnistet in deinem Bett
und die Nelke zu deiner
Lieblingsblume wird

(Sonja Viola Senghaus)

Nachtcafe

(Gottfried Benn, aus „Sämtliche Gedichte“, 1912)

824. Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.

Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.
B-moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack darauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –

Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanit’isch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit.
Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.

Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.

Tableau noir
(Ovids Traum)

Nachtschwere
in zarter Hand
Kreuzzeichen
kopfüber Hals
gesichtsloses Schwarz
auf Samt und Seide
der gepuderten Maske
entkommen
Gebeine erhellt
von Wolkenschaum
und Amor gefesselt
am Baum der Erkenntnis

(Sonja Viola Senghaus)

Ausstellung: Stadtwerke zeigen Bilder von Jutta Hieret-Pioczyk unter dem Titel „Ferne Nähe“ in der Oberen Hauptstraße

Das Leben und seine Anmut

Von unserer Mitarbeiterin Anke Koob
Es sollte eine Offenbarung der Menschlichkeit werden. Nackt und ohne Häme, fein und detailliert und mit so viel Liebe zum Objekt, zur Kunst erfüllt, dass die Leidenschaft des Suchenden, des Finders und des Erkennenden in jedem Pinselstrich ein Zuhause fand. Mit der Vernissage zu „Ferne Nähe“ präsentierte sich jetzt Jutta Hieret-Pioczyk mit ihren Arbeiten in den Räumen der Stadtwerke in der Oberen Hauptstraße.

Ein Schritt in eine neue Welt, wie auch Siegfried Ferling, Leiter der Werke, betonte: „Ich habe schon viele Ausstellungen eröffnet, aber diese hier ist alleine durch die gemischten Medien etwas ganz Besonderes.“ Collagen aus Fotos und Pinselstrichen: Damit entführt die Künstlerin in ihre ganz eigenen Welten. „Aus der Nähe erst befremdlich, doch dann wird der Zauber erkennbar, das Verschmelzen und der Eindruck der fernen Nähe“, so Ferling.

Auch Sonja Viola Senghaus, die die einführenden Worte zur Ausstellung mitgebracht hatte, zeigte sich vom Thema und den Arbeiten begeistert und zitierte zunächst Hilde Domin mit „Nur eine Rose als Stütze: „Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft unter den Akrobaten und Vögeln: mein Bett auf dem Trapez des Gefühls wie ein Nest im Wind auf der äußersten Spitze des Zweigs.“

Bei den Arbeiten der Jutta Hieret gehe es um jene Menschen in Ost und West, denen sie bei ihren Reisen begegnete. Um die Gegenüberstellung von Orient und Oxident, um Lebenslinien, Porträts, fiktive Bildgeschichten von Menschen, Lebensstationen zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Denn nur von dort, wohin man sich begibt, kann man den Pfad betrachten, den man bereits beschritten hat. Für Sonja Viola Senghaus kam dies in wenigen Worten nahe: „Ferne Nähe kann sowohl ein Ort der Sehnsucht als auch des Schreckens sein. Es geht nicht nur um Heimat. Es geht um die Fremde und um das Fremde, um die verlorenen und die wieder gefundenen Orte. Es geht vielleicht auch darum, frei nach Novalis, Heimat als die Sehnsucht, überall zu Hause zu sein, zu verstehen.“

Für Jutta Hieret-Piosczyk, die 1947 in Nordhausen geboren wurde und ein Studium der Biologie, Kunstgeschichte, Malerei und Grafik absolvierte, ist es die neueste Ausstellung nach einer Präsentation „Karlsruhe am Wasser“, „Imagination und Klang“ in derselben Stadt und der Ausstellung „Opening eyes“ in Nottingham/England.

Schwetzinger Zeitung
05. November 2009