Inklusive Lyrik-Aufführung kommt an

Speyerer Rundschau vom 07.03.2025

Die von Gitarrenmusik von Christian Straube und pantomimischen Darbietungen von Ingrid Elgert begleitete Lesung der Autorin Sonja Viola Senghaus hat das Publikum in Speyer in der Pfälzischen Landesbibliothek begeistert. Die verschiedenen Kunstformen ergänzten sich dabei gegenseitig.

Von Christian Berger 

Die Besucher, die die Premiere der multidimensionalen Performance erleben wollten, waren am Mittwochabend so zahlreich erschienen, dass Ute Bahrs, die Standortleiterin Bahrs des Landesbibliothekszentrums/Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, schnell noch ein paar Stühle für die Aufführung im Foyer herbeigetragen hat. „140 bis 150 Besucher sind es“, schätzte sie – womit die Publikumsgröße sich nahe am Rekord solcher Veranstaltungen in der Pfälzischen Landesbibliothek von etwa 160 Gästen bewegte.


Sonja Viola Senghaus, 1948 in Hockenheim geboren und seit vielen Jahren in Speyer lebend, hat bisher fünf Lyrikbände veröffentlicht, mehrere Preise für ihre Dichtung erhalten, und betätigt sich in mehreren Berufsverbänden. Bei ihren Lesungen hat Senghaus schon mehrfach andere Kunstformen wie die Musik integriert. Diesmal gesellte sich jedoch nicht allein der renommierte Speyerer Gitarrist Christian Straube zu ihr. Außerdem wirkte die Pantomimin Ingrid Elgert bei der Aufführung, die unter dem Titel „Wege und Spuren“ stand, mit.
„Wir haben uns vor drei Jahren bei einem Tanzkurs in Speyer kennengelernt“, sagte Sonja Viola Senghaus im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Schnell hatten wir die Idee, einmal etwas zusammen auf einer Bühne zu machen“, teilte Ingrid Elgert mit. Die Pantomimin fand erst im Ruhestand zu der wortlosen Darstellungsform, wie Gastgeberin Ute Bahrs sagte. 


Die Gedichte ebenso wie die sie ergänzende Pantomime kreisten um Aspekte wie Trauer, Orientierung(slosigkeit), Fremd- und Selbstbestimmung. Sonja Viola Senghaus strukturierte die Performance anhand Zitaten von Prominenten beziehungsweise historischen Persönlichkeiten, die sich mit eben diesen Themen befassten. Mal asiatisch-philosophisch: „Erst am Ende unseres Weges stehen die Antworten“ (Laotse). Mal humoristisch-weise: „An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser“ (Charlie Chaplin).
So deutungsoffen die Gedichte von Sonja Viola Senghaus sind, so viel Interpretationsspielraum bieten die pantomimischen Darstellungen von Ingrid Elgert. Wobei sich die beiden Kunstformen tatsächlich wunderbar ergänzen. Zumal, wenn man bedenkt, dass manche Menschen eher sprachbegabt sind, andere dagegen die Emotionen von Menschen anhand deren Gestik und Mimik gut „lesen“ können. Wobei in manchem Fällen auch beide Talente stark ausgeprägt sein mögen. Jedenfalls war es spannend zu sehen, wie etwa der Tango in einem Gedicht von Senghaus und in der Pantomime von Elgert ganz unaufdringlich die weibliche Erotik auf die Bühne brachten.


Christian Straube wusste nicht nur mit seinen Eigenkompositionen zu überzeugen – wozu auch Tangorhythmen zählen. Darüber hinaus begleitete er so manche pantomimische Szene mit dem angezeigten Fingerspitzengefühl. Straubes Einfühlungsvermögen und Improvisationstalent zeigten sich dabei auf beeindruckende Weise. 


In der Pause zur Halbzeit und nach der knapp 90-minütigen Performance haben zahlreiche Besucher der Premiere die Gelegenheit genutzt, sich mit CDs von Straube und Büchern von Senghaus einzudecken. So manchem wird beim Lesen oder Hören die eine oder andere pantomimische Darstellung von Elgert vor dem geistigen Auge erscheinen – und damit die Intensität des Erlebens von Gefühlen wie Trauer, Wut, Verzweiflung, aber auch Hoffnung um einiges zu steigern wissen.

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