Ausstellung bei den Stadtwerken: Aloisia Hartmaier zeigt ihre Werke / Lyrische Einführung mit Sonja Viola Senghaus

Spirituelles Verhältnis zum Wasser verdeutlicht

„Quelle des Lebens“, so heißt die Ausstellung der Wormser Künstlerin Aloisia Hartmeier, die in den Räumen der Stadtwerke Hockenheim eröffnet wurde. Wie diese Lebensquellen explizit aussehen können, ließ die Künstlerin bewusst offen, doch scheinen es für sie die warmen und aussdrucksstarken Farben zu sein, welche den Ursprung ihres künstlerischen Schaffens darstellen.

Ihr Farbenspiel harmoniert und hat zu keiner Zeit etwas Bedrohliches. „Das wäre auch nicht ich, dafür bin ich ein zu positiv geprägter Mensch“, sagt Aloisia Hartmeier. Selbstredend ist in vielen ihrer Werke die Farbe Blau als Energie des Wassers dominierend, aber auch ansprechende und freundliche Rottöne, bei ihrer Auseinandersetzung mit den Engeln etwa, oder erdige Farben werden es sicherlich schaffen, den Mitarbeitern der Stadtwerke in den kommenden Wochen eine angenehme Atmosphäre zu vermitteln.

„Kunst zu Gast bei den Stadtwerken“, hatte Markus Link als Abteilungsleiter Vertrieb in die Vernissage eingeleitet, die Reihe sei noch keine Tradition, jedoch zweifelsohne ein lieb gewordene Gewohnheit und er zeigte sich hoch erfreut von den vielseitigen Werken der Künstlerin. Beinahe sechzig Bilder, abstrakte Arbeiten und Figuratives im großen Format, genauso wie detailgetreue kleine Zeichnungen auf handgeschöpftem Papier etwa, sind zu sehen und Markus Link war beeindruckt: „Man sieht, Sie sind mit dem Herzen dabei“, meinte er damit nicht nur die Zeit der Vorbereitung auf diese Ausstellung, sondern gleichermaßen das Herz selbst als gerne verwendetes Motiv der Künstlerin. Aloisia Hartmeier sagt, sie greife immer wieder gerne neue Materialien und Techniken auf. Mit Lehm und Sand verleiht sie ihren Acrylarbeiten Struktur oder aber sie verwendet vorhandene Strukturen, um ihren Bildern noch mehr Energie zu geben, ihrem spirituellen Verhältnis zu den Elementen Ausdruck zu verleihen. Das spirituelle Verhältnis zum Wasser beispielsweise, sei im modernen Industriezeitalter weitgehend verloren gegangen, bemerkte Sonja Viola Senghaus, die an diesem Abend in die Ausstellung einführte. „Durch technische Errungenschaften lernte der Mensch, die Kraft des Wassers zu zügeln“ so die Lyrikerin. Dennoch bleibe das Wasser als Element ein geheimnisvoller Ort der Stille und der Kraft, was in den Bildern ebenso zum Ausdruck komme.

Die Einführung erwuchs beinahe zum kleinen Rezitationsabend. Ungewöhnlich, ohne Zweifel, doch keinesfalls deplatziert, hat Aloisia Hartmeier doch schon einige der Senghaus-Gedichte visualisiert. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, Kunst macht sichtbar und schafft Raum für Imaginationen.“

Mit den Worten Paul Klees endete die Vernissage und die Kunstinteressierten werden sicherlich in diesem Sinne ihren individuellen Zugang zur Quelle des Lebens gefunden haben. Die Ausstellung wird zu den üblichen Öffnungszeiten noch bis zum 31. Januar 2009 zu sehen sein. (km)

Schwetzinger Zeitung
10. November 2008

Kunstraum Wasserturm wird zum „Klang(t)raum“

Literarisch-musikalische Turmbegehung begeistert als „Gesamtkunstwerk“ aus Wort, Ton, Bild und Architektur


Von unserer Mitarbeiterin Elke Seiler

Die Vereinigung aller Künste – Dichtung, Musik, Mimik, Tanz, Malerei und Architektur – zu einem einheitlichen, rauschhaft erlebten Ganzen, das versteht man unter dem Begriff „Gesamtkunstwerk“. Nach Ansätzen im archaischen sakralen Drama und im geistlichen Drama des Mittelalters fand es in den von der Kulissenkunst beherrschten Festspielen des Barocks und in letzter Steigerung – beim Überwiegen des musikalischen Elements – in der Frühromantik seinen Ausdruck.

Im Hockenheimer Wasserturm wurde am Sonntag ein solches „Gesamtkunstwerk“, das genau dieser Definition entsprach – es fehlte nur der Tanz und die Mimik – , gezeigt, man könnte fast schon sagen aufgeführt, denn in gewissem Sinn wurden die verschiedenen Ebenen des Wasserturms auch zur Bühne. Wort, Ton, Bild und Architektur wirkten dabei sinnstiftend zusammen und verwandelten den „Kunstraum Wasserturm“ in einem „Klang(t)raum“. Veranstalter der literarisch-musikalischen Turmbegehung waren die Stadtwerke, deren Leiter Siegfried Ferling der Ideengeberin und Neulußheimer Lyrikerin Sonja Viola Senghaus dankte, das Gemeinschaftsprojekt mit den Künstlern Andreas Rathgeber (Musik), Jutta Hieret-Piosczyk, Caroline Laengerer und Petra Lindenmeyer (Kunst) umgesetzt zu haben und so dem 1909 erbauten 40,7 Meter hohen Wahrzeichen der Stadt (künstlerisches) Leben einzuhauchen.

Das war bereits dem Hockenheimer Kunstverein gelungen, der in Kooperation mit den Stadtwerken und der Künstlergruppe „matériaux amassés“ im September 2005 mit der Wasserturm-Installation „Isolator“ einen großen Erfolg hatte verbuchen können, an den nun die Turmbegehung „Klang(t)raum“ anknüpfte. Der Wasserturm, ein sich etablierender Kunstraum in Hockenheim? Eine Entwicklung, über die man immer wieder sprach und einhellig begrüßte.

Nach einem Sektempfang vor dem Wasserturm zogen „Wasser-/Vogelgeräusche“ (Saxofon) die zahlreichen Besucher hinein in den Turm, den sie während der gut eineinviertelstündigen Begehung bis hinauf zur Spitze neu erleben sollten. Dabei ließ sich die Kunst von den Gegebenheiten eines Wasserturms inspirieren: Vom Wasser zum Licht, weiter hinauf in die Luft – dem Element, in dem bekannterweise die Träume zu Hause sind – ging der Aufstieg. Aufgrund statischer Gegebenheiten (die Treppen in einem Wasserturm sind selbstverständlich nicht für eine Vielzahl von Menschen konzipiert) durfte dieser nur in Zehner-Gruppen erfolgen.

Alles begann mit den „Flusszeichen“ (Ebene 1), mit Klängen auf der Marimbula, mit Gedichten wie „Goldene Wortflüsse“, „Treibholz“ und „Nichts geht verloren“, mit der „Schwemmholzgruppen“-Kunst – einer formierten Kugel, einer Stele, einem Schwemmholz mit Stein und einem Bild aus Papier und Weide – umgesetzt von der Heidelberger Künstlerin Caroline Laengerer.

Dann geleiteten „Lichtzeichen“ weiter nach oben zu den „Flussklängen“ (Ebene 2), zu Saxofon-Tönen, zu Sonja Viola Senghaus‘ Gedicht „Berührung“, das die Heidelberger Künstlerin Petra Lindenmeyer zu den Textilcollagen „Die Flut“, „Zusammenhängen“, „Wogen glätten“, „Auswringen“ und „Überflüssiges tropft ab“ inspiriert hatte.

Zu den „Träumen“ – den fröhlichen („Traumklang“, „Duo für Wind und Flöte“) auch den und beängstigenden („Dramatisches Fragment“, „Stimmen“) – bekamen die Besucher auf der Ebene 3 Zugang, auf der Sonja Viola Senghaus mit dem Gedicht „Willkommen im Kosmos“ begrüßte, auf der Andreas Rathgeber Klavier und Saxofon spielte, auf der die aus dem badischen Weingarten stammende Künstlerin Jutta Hieret-Piosczyk Fotokollagen als visuelle Antwort auf die vorgetragenen Gedichte zeigte.

Und das Ende? Es führte hinaus ins Freie, zu einer bei herrlichem Spätsommerwetter wunderbaren Aussicht auf Hockenheim, begleitet von vogelartigen Saxofontönen, den Gedichten „Rapunzel“ und „Unabhängigkeit“ sowie einer Stimmeninstallation.

Wieder in das Innere des Wasserturms zurückgekehrt, erwartete die Besucher ein kaltes Buffet, bei dem reichlich Gelegenheit bestand, sich über das Erlebte – auch mit den Künstlern selbst – auszutauschen. Die am Ausgang erwünschte Spende kommt dem Förderverein e.V. Kindernotarztwagen Neulußheim zugute.

Schwetzinger Zeitung
02. Oktober 2007

Geistreiche und humorvolle Sprachspiele

Gelungenes „Poetenfeuer“ im Turm 33 / Musikalische Unterbrechung zwischen Texten

Bein an Bein, Schulter an Schulter – der kleine Raum in „Turm 33“ ist zum Bersten voll. Angelockt von dem viel versprechenden Thema des Abends, „Helden des Alltags“, warten die Besucher geduldig bei einem Gläschen Wein oder einem Schoppen Bier auf den Beginn der Lesung. Das Licht wird herunter gedreht, angenehme besinnliche Töne dringen in das Bewusstsein.
Das Publikum verstummt und der Schriftsteller Frank Domenico Montalbano übernimmt das Wort. Der quirlige Anfang-Vierziger gewinnt sofort die Sympathien der Besucher. Mit einem geistreichen und humorvollen Sprachspielchen regt Montalbano die grauen Zellen zum Mitdenken an. In einer anderen Geschichte beschreibt er den Leidensweg eines Textes, der immer weiter gekürzt, nur noch sein eigenes Ende vorzuweisen hat: „Why?“

Überzeugen kann auch die pfälzische Schriftstellerin Edith Brünnler. Mit witzigen und sarkastischen Texten aus ihrem Buch „Welten im Fluss“ erheitert sie das Publikum auf vielfältige Art und Weise. Ob in Pfälzer Mundart oder in gestochenem Hochdeutsch, treffend beschreibt die Ludwigshafenerin die komischen Momente des Alltags. „Ich schreibe erst seit 2001 Kurzgeschichten“, erklärt die Schriftstellerin, die ansonsten ihre Brötchen als EDV-Beraterin verdient. „Ich habe damals eine Hexe für die Tochter einer Freundin gebastelt und eine Geschichte dazu geschrieben. Meine Freunde waren von dem Kindermärchen so begeistert, dass ich mich entschloss weiter zu machen“, verriet Brünnler im Gespräch mit dem „MM“.

Abenteuer Bahn – Schriftsteller Lothar Seidler wird in seinem Leben wohl schon so manche beschwerliche Reise mit der Deutschen Bahn unternommen haben. Des einen Leid, des and’ren Freud. Die Besucher jedenfalls genießen die bissige bis verzweifelte Kurzgeschichte über eine abenteuerliche Reise nach Berlin.

Nachdenkliche Verse, viel Gefühl und schöne Metaphern stellt Sonja Viola Senghaus dem Publikum vor.
Für die nötige Entspannung zwischen den einzelnen Vorträgen sorgt besinnliche Musik von „Orfeo’s Erben“.

„Wir möchten regionalen Künstlern ein Podium bieten“, erklärt Schriftsteller und Radiomoderator Montalbano das Konzept der Veranstaltung. „Die Reihe Poetenfeuer findet seit 1999 statt. Wir möchten, dass sich die Leute mit den Künstlern auseinander setzen. Ich finde es gut, wenn die Schriftsteller nach der Lesung mit den Besuchern zusammen kommen“, meint Montalbano. „Das Konzept war sehr harmonisch“, urteilte Adelheid Graf, eine Galeristin aus Heidelberg nach der Lesung. „Besonders gut fand ich die Idee, mit Musik einen Abstand zwischen den einzelnen Themen zu schaffen“, meinte Graf. (pac)

Mannheimer Morgen, 7. November 2006

Zu meiner Person

Ich
Ergraut
nicht erstarrt
verträumt
und doch durchlässig
von innen
nach außen

(aus „Licht-Flügel-Schatten“)

 

 

Im Mittelpunkt meines Schreibens steht immer der Mensch, dessen Gefühle und Befindlichkeit in der Sprache der Natursymbolik und der bildhaften Metapher geschildert werden. Die Worte sind verknappt, verdichtet, chiffriert, auf das Notwendigste reduziert. Alle Stationen und Situationen, die Menschen durchleben im positiven wie auch im negativen Sinne, finden sich in meinen Texten wieder.

Eigene Wege zu finden und zu beschreiten, aus der Ausweglosigkeit herauszufinden, aber auch Hoffnung und Anteilnahme in einer entfremdeten und von Kälte geprägten Gesellschaft zu wecken, trotz flüchtig, brüchig und zerbrechlich gewordener zwischenmenschlicher Beziehungen, sind meine Anliegen.

Die Frage von Franz Kafka, „wie man jemanden nur durch das geschriebene Wort zum Bleiben bewegen kann“, musste mir niemand stellen. Schon früh entdeckte ich meine Vorliebe für Literatur. Deshalb war die Gefahr, in ein Buch versunken, ‚als Träumerin entlarvt’ zu werden, an der Tagesordnung.

„Mich dünkt der Traum eine Schutzwehr gegen die Regelmäßigkeit und Gewöhnlichkeit des Lebens, eine freie Erholung der gebundenen Phantasie, wo sie alle Bilder des Lebens durcheinander wirft und die beständige Ernsthaftigkeit des erwachsenen Menschen durch ein fröhliches Kinderspiel unterbricht. Ohne die Träume würden wir gewiss früher alt.“

(aus Novalis: „Blaue Blume & Karfunkelstein“)

 

 

Ein Blau

Ich lasse dich ein
in mein Ätherhaus.
Du schreitest
mit moosbedeckten Füßen
durch meine Wolkenräume
und wirfst
aus deinem prächtigen Gefieder
ein Blau mir zu.

(Sonja Viola Senghaus)

Findung
Ich schreibe
weil die Worte
mich finden

(aus „Schreiben. ich schreibe, weil …“)

> zu meiner Vita

„Sie saßen und tranken am Teetisch“

NECKARAU: Vier Autoren tauchen mit den Gästen im Café Zeilfelder in romantische Traumwelten

Mit einer szenischen Lesung haben am Samstagnachmittag vier Autoren das Nebenzimmer des Café Zeilfelder in eine romantische Teestube verwandelt. Sie entführten die Zuhörer mit klassischen und zeitgenössischen Gedichten zu Themen der Romantik in eine kleine Traumwelt.

„Wo kann ich Dich heute finden, Zauberwort, ich hör Dich kaum?“, fragt Autorin Petra Barking in ihrem Antwortgedicht auf die bekannte „Wünschelrute“ von Joseph von Eichendorff. Diese Verse sind nicht nur Ausdruck von eigenen Gefühlen, sondern auch eine Nachricht an die heutige Zeit, in der das Materielle betont wird und der Lyriker romantische Züge vermisst. „Wir möchten den Menschen ein Stück dieses romantischen Lebensgefühls mitgeben“, sagt Elisabeth Wietor. Die beiden Frauen versuchen sich zum ersten Mal als Autorinnen. Nach anfänglicher Nervosität überzeugen sie durch eine lebhafte und doch träumerische Vortragsweise.

Die beiden literarisch erfahrenen Herren am Teetisch, Hans-Ludwig Herder und Kurt Thöt, erfassen in ihren Gedichten die Natursymbolik, das Hadern mit dem Leben und die Selbstreflexion, die die Gedichte großer Romantiker auszeichnen. „Man möchte sich selbst ausdrücken, weiß aber nie, wie es bei den Zuhörern ankommt“, sagt Thöt. Er bedaure, dass statt Phantasie heute oft nur Sachlichkeit in den Köpfen der Menschen verhaftet sei. Umso mehr freuen er und seine Kollegen sich über die große Resonanz an Zuhörern.

Zwei Monate lang haben die vier anwesenden Autoren und der am Samstag verhinderte Peter Saueressig an einem Workshop der Volkshochschule Heidelberg teilgenommen. Lyrikerin Sonja Viola Senghaus hatte ihnen Klassiker näher gebracht und Einblicke in die Dichtung der Romantik als Schreibkunst und Lebensgefühl gewährt. Es war ihre erste Lesung mit Teilnehmern aus einer Schreibwerkstatt. „Es sind einfach schöne Texte entstanden, vor allem, weil sich die Autoren mit sich selbst beschäftigt haben“, sagt Senghaus.

Begleitet von klassischer Musik tauchen die Zuhörer am helllichten Tag ein in die Nacht mit geheimnisvollen Traumbildern und der Sehnsucht der Romantiker. Mit zynischen Versen zur Neckarromantik entlässt Hans-Ludwig Herder sie wieder in die wirkliche Welt. Sie bleiben noch gemütlich zu einer Tasse Kaffee und sind sich einig, dass sie gerne noch ein paar Minuten länger in der romantischen Welt verweilen würden. doe

Mannheimer Morgen
13. September 2006