Literarischer Verein der Pfalz feiert mit Festakt im Historischen Ratssaal
sein 140-jähriges Bestehen
140 Jahre kreatives Schreibes in Lyrik und Prosa hat der Literarische Verein der Pfalz am Dienstagabend gefeiert. Im Mittelpunkt eines Festakts im Historischen Ratssaal Speyer stand eine Hommage der Autorengruppe „Spira“ an die Speyerer Dichter Martin Greif (1839 – 1911) und Lina Sommer (1862 – 1932)
„Vor 140 Jahren galt der Literatur nicht viel Interesse“. Die Vorsitzende des Literarischen Vereins, Birgit Heid, bezeichnet dessen Gründung am 15. September 1878 in Neustadt als Glücksfall. Das gemeinsame Streben nach guter Literatur in der Heimat sei das Anliegen von Anfang an, betonte sie am Dienstagabend und fürgte hinzu. „Wir wissen um die Wichtigkeit des Wortes.“
Eiiner von Heids Vorgängern, Wolfgang Diehl, stellte das Motto der Jubiläumsfeier und den Ludwigshafener Philosophen Ernst Bloch (1885 – 1977) ins Zentrum seiner Ansprache: „Das kleine Wort Heimat“ löse viel und bei jedem etwas anderes aus, gab er zu bedenken. Eigene Texte auf der Grundlage von Martins Greifs Heimatgedichten trugen Autorinnen der Gruppe „Spira“ vor. Maria Winter etwa hatte nach der Auseinandersetzung mit Greifs Gedicht ihre und die Situation Zugewanderter in berührende Zeilen gefasst. Zwei „Heimaten“ seien in ihr, die deutsche beschrieb sie so: Ein Wort: mein Heimatland“.
Acht Zeilen Greifs veranlassten Dawn Anne Dister nach eigenen Angaben zu einer intensiven Betrachtung des eigenen Heimatgefühls. Ihr Ergebnis fasste sie so zusammen: „Wo ich bin, ist Heimat“.
Während Vereins-Sektionsleiterin Sonja Viola Senghaus betonte, sie Heimat in der Literatur gefunden, stand das wort bei Autorenkollegin Margit Kraus als Sehnsuchtsmetapher.
„Kein Lied, das mein Herz berührt“. Diese Zeilen Greifs haben Snežana Lazic inspiriert.
Modern griff Susanna Hedrich ihre Gedanken „mehr als überschüttet“ auf.
Sie habe es nicht geschafft, ihr Lina Sommer gewidmetes Gedicht im Dialekt zu schreiben. So entschuldigte das älteste Gruppenmitglied Katharina Mattich ihre hochdeutsche Version von „Krumbeerhacke“ mit ihrer Herkunft aus der südeuropäischen Region Banat.
Zur Sache: Die Sieger beim Autorenwettbewerb
Für ihren aufrüttelnden Text „Spucke im Fluss“ erhielt Katrin Kirchner“
aus Mutterstadt den ersten Preis im Bereich Prosa des Dichterwettbewerbs
„Meine Heimat liegt im Blauen“. Der zweite Platz ging an die Speyererin
Ulrike Grömling, der dritte Preis an Heinz Wüst“ aus Gleisweiler.
In der Kategorie Lyrik wurde der Ludwigshafener Erich Mohr als Sieger ausgezeichnet. „Heimat ist, wo Menschen sich um Menschen mühen“, so sein Fazit. Hermann J. Settelmeyer aus Lingenfeld erhielt den zweiten Lyrik-Preis, der Speyerer Matthias Zech den dritten. Der Jubiläumsfeier am Dienstagabend im Historischen Ratssaal Speyer blieb der Ausgezeichnete fern, weil er zur gleichen Zeit Großvater wurde.
Die Preise waren mit 50, 30 und 20 € dotiert. Jeder Gewinner erhielt eine Urkkunde und ein Weinpräsent. Zu seinem 140-jährigen Bestehen hatte der Literarische Verein der Pfalz den Wettbewerb ausgeschrieben. Maximale Textlänge: zwei Din-A-4-Seiten. Die Grundlage für die 28 Autoren und ihre Einsendungen – 18 davon in der Kategorie Lyrik – hatte der Speyerer Dichter Martin Greif mit seiner Gedichtzeile „Meine Heimat liegt im Blauen“ geliefert. – kya.
(Rheinpfalz- Kultur regional vom 21.9.2018 – von Ellen Korelus-Bruder)