Preisverleihung Literaturpreis 2017

Literatur: Jubiläumsfest des Mannheimer Autorenvereins „Räuber ’77“
mit Preisverleihung an Lyrikerin Sonja Viola Senghaus und
Erzählerin Christine Thiemt

„Mit packender Souveränität“

Friedrich Schiller wäre entzückt gewesen. Die „Räuber“ werden gefeiert. Nicht seine. Aber immerhin. Sie sind Literaten. Wie er. Seit 40 Jahren versuchen sie ihm gleich zu tun. Und wie 1782, als Schiller in Mannheim weilte, sind sie „arme Schlucker“. Jedenfalls bringt das die Vorsitzende Kristin Wolz charmant unters Publikum.
Sie braucht Sponsoren. Und wenn’s irgend geht, einen eigenen Literaturraum.

Aber 2017 reicht es noch zum Feiern. Auch, weil Sabine Schirra, die das Kulturamt leitet, großzügig Gelder aus dem Stadtsäckel gelockt hat. Na, da kann der Wein ja fließen, die Brezel mit Butter bestrichen werden. Weiße Tischdecken liegen auf.
Und feierlich gekleidet kommen auch die Gäste. Das Studio in der Alten Feuerwache ist proppenvoll. Festreden werden gehalten. Der schöne Anlass wird gelobt, die hervorragenden Gründe dazu. Ins lange Wochenende kann ja jeder fahren.
Aber so eine Preisverleihung zum Thema „Flucht.Punkt.Stadt“? So ein Jubiläum?
40 Jahre Räuber? Das ist der Tag der Tage. Claus Kiesselbach begleitet ihn klangvoll mit dem Vibraphon. Früher war er mehrfacher Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“, doch heute geht’s um Preisträger des Räuber-Wettbewerbs.
Um ein Preisgeld von je 500 Euro. Und um Lyrik und Prosa.

Insgesamt 173 Einsendungen
Die zwei Formate wurden in diesem Jahr zusammengefasst. 108 Gedichte seien eingegangen. Und literarische Zielorte reichten vom idyllischen Kleinod bis zum dreckigen Moloch, berichten die Jurorinnen Katrin Dietrich und Martina Leiber. Flucht.Punkt.Stadt. Das Thema berge viele Facetten. Doch Sonja Viola Senghaus hat mit „packender Souveränität, die eine beklemmende Faszination ausübt und Raum für eigene Gedanken lässt“, den ersten Preis erobert. „Besser woanders“ stehe für alle unterdrückten Frauen und sollte Appell sein, sich aus der Abhängigkeit zu lösen. Das sagt die Autorin, die ihre prämierten Zeilen bedächtig liest. Zu finden ist ihre Lyrik in der Jubiläumsfestschrift, die in Grau, Pink und Gletscher eine grafische Augenweide ist. In Kooperation mit der Hochschule Mannheim, Fakultät Gestaltung, ist sie entstanden. Erschienen im Verlag Vorwerk  8, wo sie für 24 Euro zu beziehen ist. Die Navigation ist kunstvoll. Ohne Seitenzahlen, ohne Inhaltsverzeichnis.
Auch der Prosa-Preistext „Stadtgründung“ von Christine Thiemt ist verwoben, so Laudatorin Marthamaria Drützler-Heilgeist. Aus 65 zugelassenen Einsendungen habe man die Geschichte ausgelobt. Weil sie mehrdeutig bleibe und einen nicht hoffnungslosen Schluss habe. Innovativ, humorvoll, tiefgründig sei sie noch dazu. Unter „171“ ist sie im Buch zu finden. Thiemt trägt sie vor. Ihre weiche österreichische Sprachfärbung macht aus der Geschichte wohlklingende Literatur. Danach verkünden befreundete Vereine, warum man Literatur fürs Leben so dringend brauche. Zum Schluss: Gratulationen und lang anhaltender Applaus.

Mannheimer Morgen vom, Kulturteil, vom 2. Nov. 2017 ,
Kulturredakteurin Helga Köbler-Stählin

auch zu finden unter der Homepage der „Räuber ’77“: www.raeuber77.de

 


Fotos:



Die Preisträger:  Christine Thiemt (li.) und Sonja Viola Senghaus (re.)

Kristin Wolz (Mitte) übergibt die Preise für Prosa und Lyrik.

Christine Thiemt (li.) erhielt den Preis für Prosa und Sonja Viola Senghaus (re.) den Literaturpreis für Lyrik. 

 

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