Spielerische Begegnung

Sonja Viola Senghaus und Rabea Maria Michler
im Historischen Ratssaal in Speyer – Poesie und Musik

von Monika Neustädter

„Flucht: Ein Spiel mit dem Wind“ war am Freitagabend im
Historischen Ratssaal in Speyer eine weitere Veranstaltung
zur „Odyssey 2017“.

Es gab eine Begegnung mit der 1991 in Czernowitz/Bukowina in der heutigen Ukraine geborenen Rose Ausländer, die zu den großen deutschen Dichterinnen des 20. Jahrhunders zählt. Durch Flucht, Vertreibung und Verfolgung hatte sie nie eine richtige Heimat: sie litt unter Einsamkeit, verbrachte Zeiten im jüdischen Ghetto, wanderte 1946 in die USA aus, kam dann wieder zurück und verbrachte ihre letzten zehn Jahre in einem Seniorenhaus in Düsseldorf. Hier entwickelte die Lyrikerin unglaubliche Schaffenskraft und publizierte viel.

  Die Titel der kurzzeiligen lyrischen Gebinde spiegeln Sehnsucht, Heimweh, Anklage, Muttersprache, Exil, Fremde und Einsamkeit wieder. In „Selbstporträt“ sagt sie bedeutungsvoll: „Europa, in deinem Schoß träume ich meine nächste Geburt.“
Gefühlvoll und sinnlich vorgetragen wurden die Werke von der in Speyer lebenden Lyrikerin Sonja Viola Senghaus, die den „Mannheimer Literaturpreis der Räuber77“ erhielt – und zwar für Lyrik zum Thema „Flucht.Punkt.Stadt“.
   Auch Senghaus drückt in ihren Werken Gedanken, Wünsche, Vorstellungen und Emotionen aus, die den Leser zum Nachdenken und Hinterfragen animieren.
   In „Grenzgänger“ stwellt sie fest, dass diese meistens ohne Gepäck reisen. Weitere Gedichte von ihr waren „Gehen oder bleiben“, „Nestflucht“, „Fluchttraum“ uund „End-Scheidung“.
   Für die passende musikalische Begleitung sorgte die Flötistin Rabea Maria Michler mit Stücken von Telemann, Corelli und Haeberle aus der Barockzeit sowie Maute und Staeps aus dem 20. Jahrhundert. Mit ihrem Können am Instrument gestaltete sie das „Spiel mit dem Wind“ mal abhebend, mal aufbrausend, mal wirbelnd.   Mit einer Zugabe von beiden Künstlerinnen endete der poetisch-musikalische Abend.

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