Ein Nachhall

Die Brücke – Forum für antirassistische Politik und Kultur, Nr. 2 / XXXIII.
Jahrgang Mai – August 2014, Heft Nr. 166 , ISSN 0931-9514

Sonja Viola Senghaus
Ein Nachhall
Gedichte. AZUR Verlag, Mannheim, 2013. 107 Seiten, 12,90 €

Sonja Viola Senghaus (Jahrgang 1948), die jetzt in Speyer lebt, ist Verfasserin zweier anderer Gedichtbände: „Licht-Flügel-Schatten“, 2002 und „Sprachruder“, 2010 und Herausgeberin der Lyrik-Anthologie „Sehnsuchtsblüten wirbeln durch die Luft“, die ebenfalls im AZUR Verlag erschienen ist.

Der jetzige Band enthält 73 Gedichte in 5 Zyklen:

I. „So viele Stimmen“ (15 Gedichte), 
II. „In engen Gassen tanzen sie“ (16 Gedichte)
III. „Töne in Aufruhr“ (16 Gedichte),
IV. „Einmal als die Halme sangen“ (10 Gedichte) und
V. „Für zwei Stimmen“ (16 Gedichte).

Es sind knappe Gedichte (von drei bis höchstens 16 Versen), in welchen die Dichterin verschiedene Themen behandelt. Sie ist beeindruckt von Malerei und klassischer Musik und schreibt einen „Choral“ (zur Symphonie Nr. 10 Romane, Op. 73 Choral“ von Charles-Marie Widor), eine „Romanze“ (zur Symphonie Nr. 10 Romane Op.73 „Cantilène“ von Charles-Marie Widor), das Gedicht „Sag‘ wo kommen all‘ die Klänge her“ (zur Symphonie Nr. 10 Romane Op.73 Finale“ von Charles-Marie Widor) oder „Nicht nur für Trompete und Orgel“ (nach der Pastorale von Josef Rheinberger) oder „Die Nacht“ (zu Ulrich Leyendeckers „Mitternachtsmusik“), „Aufbrechen“ (zu Timo Jonko Herrmanns Sonatine für Gitarre und Harfe), aber auch zu Malerei: „Farben sprechen“ (nach „Eva“ von Dietlinde Stengelin), „Sommer“ (nach „Sommer“ von Dietlinde Stengelin), „Adam“ (nach „Adam, der Apfel“) von Dietlinde Stengelin.

Das moderne Buchcover wurde von Dietlinde Stengelin entworfen.
„Das Leben wird in seiner ganzen Fülle zu fassen gesucht: im Wachen und Träumen, im Ankommen und Abschied nehmen, im Erlebnis der Musik“, schreibt Elisabeth Lichter in ihrem Vorwort zu diesem Buch.

Der Dichter und Verleger Oliver Roland meint: „Sonja Viola Senghaus ist Wort-(Er-)finderin und Wort-Schöpferin. Die Sehnsucht ist eines ihrer Themen, ein Thema, das schon das literarische Schaffen der Romantiker des 19. Jahrhunderte beeinflusste, ein Thema, das alle Menschen verbindet und doch wieder ganz individuell für jeden Menschen etwas anderes bedeutet.“

Zweifelsohne ist dies der beste Gedichtband von Sonja Viola Senghaus.

Zwei Kostproben:

„Die Sehnsucht / diese flatterhafte Möwe / nistet sich ein / in mein dünnes Hautgeflecht //
Die Zweifel / diese wachsamen Hüter / hüllen mich ein / in ihr grobes Leinengewand“. („Die Sehnsucht“) und „Im Spiegel des Baches / zittert das Gras / wie es unaufhörlich / seine Halme aufrichtet / und wieder hinablässt / im unfreiwilligen Spiel mit dem Wind“ („Herbstbild 3“).

Zum Ende kommen möchten wir mit den letzten Worten von Elisabeth Lichters „Vorwort“: „Immer neue Entdeckungen beim Lesen sind möglich, wenn man sich intensiv mit den Gedichten beschäftigt. Solche Leserinnen und Leser wünsche ich ihnen.“

Mircea M. Pop

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