Wenn Novalis ein Blau zuwirft

Wenn Novalis „ein Blau zuwirft“

Die Speyerer Lyrikerin Sonja Viola Senghaus hat mit „Sprachruder“ einen lebensklugen Gedichtband veröffentlicht.

Von ariane martin

„Sprachruder“: So heißt der neue, sehr gelungene Gedichtband der Speyerer Lyrikerin Sonja Viola Senghaus.

 

Auf dem Titel ist eine Kanufahrerin im Gegenlicht zu sehen. Das Foto passt gut zu den Texten.

Denn: Den Stil von Senghaus ließe sich auf eben jene Art beschreiben: Buchstaben im Gegenlicht, Wort gewordene Gedanken, die gegen den Strom schwimmen und dennoch für jedermann nachvollziehbar sind.

Der Dichterin gelingt es, mit wenigen  Worten tiefe Emotionen und Erfahrungen nach außen zu kehren. Ganz sympathisch ohne den Zwang zu melodischer Gefälligkeit. Manche Empfindungen

sind eckig und befremdlich, da kann auch deren Schilderung nicht anders sein: „Blinde Zeit die/windwirrig/das Lichte/in mir zerteilt“.

Mit wenigen Worten viel zu sagen – das ist  eine Kunst, die Senghaus versteht. Der Leser erkennt eigene Erfahrungen und Verletzungen in den paar Zeilen, die hier ohne Blütenreichtum und erschütternd reduziert den Kern der Sache treffen: „Den vergrauten Tag säumtest/du mit Blüten mir/auf die vertraute Stunde streutest/du bitteren Klee“.

Eines der schönsten Gedichte dieses Büchleins adressiert die Autorin an Novalis. „Ein Blau“, so

heißt dieses Zeilenwerk, das sich so schön liest wie eine ausholende Geste voller Großzügigkeit und Entgegenkommen: „Du schreitest mit moosbedeckten Füßen durch meine Wolkenräume und wirfst aus deinem prächtigen Gefieder ein Blau mir zu“. Das kleine Buch ist ein Werk voller Lebensklugheit und Sensibilität.

Besonders schön ist es, wenn man nach mehrmaligem Lesen auf den tiefen Grund der Sache kommt. Dann werden die Zeilen zu einem Gegenlicht, das die Botschaft klar umrissen hervortreten lässt. Ein sehr gelungenes Buch mit einigen schönen Fotos von Klaus Senghaus.

lesezeichen

Sonja Viola Senghaus: „Sprachruder“; Wiesenburg verlag, Schweinfurth 2010-06-17

 

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