Gräfelfing-München vom 30.07.2002
Beurteilung Gedicht „Alte Liebe“
„Zur Beurteilung Ihrer Arbeit haben wir uns besonders mit den sprachlichen inhaltlichen, poetischen und kreativen Aspekten Ihres Gedichtes „Alte Liebe“ auseinandergesetzt.
Sie haben sich von den menschlichen Beziehungen inspirieren lassen. Das von Ihnen eingesandte Gedicht bietet mit eigenständigen Einfällen eine Schöpfung, die in sprachlicher Hinsicht aus der Menge herausragt. Sie können Ihre Botschaft klar vermitteln. In der Bildgestaltung, das möchte ich betonen, ist ungewöhnlich viel Sprachgefühl wahrnehmbar. Am ansprechendsten fand ich in dieser Hinsicht „Brüchig geworden/das gespannte/Blatt“. Bilder der Vergänglichkeit zeigen, dass die Grundsubstanz’ der Kommunikation sich verbraucht hat.
Als Resümee kann ich sagen, dass sich Ihr überdurchschnittliches lyrisches Können zeigt. Was Ihre weitere Entwicklung in der Dichtkunst betrifft, so möchten wir Ihnen ausdrücklich Mut machen, weiterhin Ihren Weg zu verfolgen – dass Sie Ihr „poetisches Handwerk bereits beherrschen, ist offenkundig. Ihr Beitrag vermittelt schon einen sehr homogenen, anerkennenswerten Gesamteindruck den Schwerpunkt sollten Sie jedoch auf die Pflege Ihres Einfallsreichtums legen.“
(Dr. Klaus Pemsel, Vorsitzender der Jury der Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes)
Alte Liebe
Brüchig
das eingespannte
Blatt Papier
in der Maschine
Unleserlich
die zu oft bewegte
Type im Anschlag
der Tastatur
Nutzlos die rote Schrift
des zerrissenem
Farbbands
Was bleibt
außer dem Staub
am Zeilenende
(Sonja Viola Senghaus)