Schlagzeilen
Schlagstöcken gleich
peitschen in den
Wind geworfene Worte
In diesem Sumpf
wächst keine Blume
nur Tränen und Blut
wie Sandkörner in einer
schlecht verheilten Wunde
Schlagzeilen
Schlagstöcken gleich
peitschen in den
Wind geworfene Worte
In diesem Sumpf
wächst keine Blume
nur Tränen und Blut
wie Sandkörner in einer
schlecht verheilten Wunde
Ich will bleiben
doch der Strom zieht mich mit
wohin
weiß ich nicht noch nicht
bin unbehaust
geschichtslos gesichtslos
suche
dort Zuflucht
wo Schutzwälle
mich erwarten
Im Traum flog sie
über Dächer
sprang über Mauern
am Fenster sitzend
sang sie laut in die Nacht:
die Gedanken sind frei …
endlich Leben spüren
Grenzen sprengen
Vergangenes abwerfen
nicht mehr erinnen
das war ihr Fluchtplan
sie lief schnell
doch die Kette lief mit
Erst als ihre Kinder sprechen konnten
und ihr die Schamröte ins Gesicht trieben
goss sie ihm ihr Tränenpaket
auf den frisch gestärkten Hemdkragen
warf ihre stummen Jahre
auf den Küchentisch
und flüchtete zurück
in ihr altes Leben
(1. Preis Mannheimer Lyrikpreis 2016/17)
In mein Haus dringst du ein
(es war nicht verschlossen)
dein Blick schweift durch lichte Zimmer
bleibt haften an der brüchigen Wand
dein Finger gräbt sich ein
in die kleine Öffnung
Staub macht sich frei
und verwirbelt die Sicht
Zerspringen im Augenblick
losgelöst von Schmerz
gebettet im Klang
Das Wasser treibt
Vergangenes
an die Oberfläche
Der Frosch springt!
Im Widerstreit
mit dem aufkeimenden Tag
rührt sich in mir
Jubel
Im verlassenen Schloss
der Mond
singt das bittere Lied
der Vergänglichkeit
Im verwilderten Garten
die Eule
lauscht reglos
und schweigt
Richte dich ein
in meinen Klangräumen
pflücke mit mir
Töne pfirsichblütenzart
Pulsierende Worte zeilenlang
fließende Zeichen atembang
ihr Vorwärtstaste ihr Verweilen
ihr ungestümes Pochen
unter der Wölbung der Haut
wenn Worte und Zeichen
sich umfangen