Provozierende und nachdenkliche Gedichte

Speyerer Morgenpost, Mittwoch, 27. Oktober 2010 –

Provozierende und nachdenkliche Gedichte

Für die Speyerer Lyrikerin Sonja Viola Senghaus ist das Schreiben Reflexion auf ihr Umfeld

Das Gedicht ist zur Ruhe gekommene Unruhe.“ So skizziert die in Speyer lebende und arbeitende Autorin für moderne Lyrik und Kurprosa, Sonja Viola Senghaus, das Ende ihres Schaffungsprozesses, wenn das geschriebene Wort unverändert ihre kritischen Blicken und tiefgründigen Gedanken standgehalten hat und stehen bleiben darf.

Im Mittelpunkt ihres Schreibens steht, wie sie betont, immer der Mensch, dessen Gefühle und Befindlichkeit in der Sprache der Natursymbolik und der bildhaften Metapher geschildert werden.

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Presseartikel „Gewagte Wortabenteuer in gestohlenen Stunden“, Hockenheimer Tageszeitung v. 29.10.2003, Nr. 250 (Elke Seiler)

Hockenheimer Tageszeitung Nr. 250 vom 29.10.200, von unserer Mitarbeiterin Elke Seiler:

Gewagte Wortabenteuer in „gestohlenen Stunden“

Neue Serie: Kulturschaffende und kreative Köpfe in der Region

Neulußheim. Die Kulturschaffenden der Region – und dies sind beileibe mehr als man vermuten würde – sollen künftig ein Forum bekommen, im Rahmen dessen ihr Schaffen vorgestellt wird. Den Auftakt der „KULT!tour“ macht die Neulußheimerin Sonja Viola Senghaus. Weitere Folgen der „KULT!tour“ finden die Leser der SZ/HTZ immer mittwochs auf den Gemeindeseiten der jeweils dort lebenen Künstler.

Ihr wacher Blick ist auf das mit Büchern gefüllte Regal geheftet, wandert von einer Reihe zur nächsten. Sie ist konzentriert, wandert von einer Reihe zur nächsten. Sie ist konzentriert, geht sorgsam einen Buchtitel nach dem anderen durch, vorbei an Hesse, Sartre, Rilke und Novalis, um ungefähr in der Mitte der vierten Reihe inne zu halten. Ein auf den ersten Blick unscheinbares Büchlein in weißem Einband zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich: „Über das Geistige in der Kunst“ von Wassily Kandinsky. Genau das hat sie gesucht. Sonja Viola Senghaus strahlt, ihre Augen leuchten, als sie das geliebte Buch in Händen hält. Die Neulußheimer Lyrikerin weiß warum. In so vielem steht ihr der russische Maler und Kunsttheoretiker nahe. Er, der bereits vor mehr als einem Jahrhundert „von der inneren Notwendigkeit sprach, sich künstlerisch zu betätigen“ und damit nicht besser hätte zum Ausdruck bringen können, was Sonja Viola Senghaus zeitlebens empfand.

Gedichte schrieb sie eigentlich schom immer. Früher als junges Mädchen, oft heimlich unter der Bettdecke, brachte sie ihre eigenen Gedanken und Träume zu Papier oder formulierte Liebesgedichte für ihre Freundinnen. Heute hat sie das Versteckspiel nicht mehr nötig. Offen und selbstbewusst bekennt sie sich zu ihrer Kunst: „Das Spiel mit Worten und Bildern fasziniert mich, es ist voller Überraschungen, nie weiß ich, wohin es mich heute führt. Mal beshreibe ich mit Worten ein Bild, das ich vor meinem inneren Auge sehe, mal formen sich aus Worten Sprachbilder.“ Ganz intuitiv geht die 55-Jährige dabei vor, lässt der Kreativität zunächst freien Lauf, um im Anschluss das Hervorgebrachte kritisch zu überarbeiten. Erst in diesem zweiten Schritt kann sie ihre Gedanken strukturieren, sprachlich und inhaltlich auf da Wesentliche reduzieren, langsam und behutsam die endgültige Gestalt des Gedichts entwickeln. Manchmal ist es ihre eigene Wahrnehmung der Welt, aus denen sich Themen ergeben, dann wieder sind es andere Menschen, ihre Probleme, ihre Lebensgeschichte, die sie inspirieren. Wann sie weiß, dass ein Gedicht fertig ist? Sie lacht. „Wenn die innere Spannung nachlässt, die mich während des ganzen Schaffenslprozesses begleitet, wenn meine innere Stimme es mir sagt.

Der Prozess des Schreibens, mit Eile ist hier nichts zu erreichen. Geduld und Hingabe an die Sache sind gefordert. Manchmal muss Sonja Viola Senghaus für diese „gestohlenen Stunden“, wie sie sie selbst nennt, kämpfen. Nicht immer leicht, sich zwischen der Arbeit im Umweltamt der Gemeinde Neulußheim und der Gemeindebücherei, Haushalt und Familie entsprechende Freiräume zu schaffen. „Ich glaube, dass es mir nur gelingt, weil eben diese innere Notwendigkeit da ist“, meint sie ein wenig nachdenklich.
Das Schreiben bedeute ihr viel, dieser Rückzug ins eigene Innere , in die Welt der freien Assoziation und Gedanken. „Wenn ich schreibe, bin ich zwar körperlich vorhanden, aber geistig und seelisch abwesend, nicht erreichbar, ich kommuniziere mit niemanden“, beschreibt sie ihre Leidenschaft, von der sie genauso wenig lassen kann wie an heißen Sommertagen von einem erfrischenden Schwimmvergnügen im nahegelegenen Blausee.

An der Lyrik liebt sie das „weite Feld“, die Offenheit, die vielen Freiheiten und Möglichkeiten, die dieses literarische Genre von der Prosa und dem szenischen Schreiben unterscheidet. Nur im Gedicht lässt sich sprachliche Verknappung so konsequent realisieren, nur das Gedicht bietet der Fantasie, auch im Bereich krativer Wortschöpfungen und Metaphern so vielfältige Möglichkeiten. Das haben bereits die Romantiker erkannt, die Anfang des 19. Jahrhunderts mit einer bilderreichen Sprache experimentierten. Gerne lässt sich Sonja Viola Senghaus von ihnen an die Hand nehmen, ihre Kunst spricht sie an, nicht zuletzt und vor allem durch ihre Senhnsuchtsmetapher der blauen Blume.

Und auch ihre Gedichte haben Erfolg. Ihre erste Lyriksammlung „Freiräume“ veröffentlichte sie im Jahre 2000 anlässlich des 98. Internationalen Frauentages, der Lyrikzyklus „Licht – Flügel – Schatten“ mit Bildern der Malerin Dorette Polnauer erschien 2002 im Speyerer Marsilius Verlag. Es folgten Veröffentlichungen in Anthologien, namhaften Literaturzeitschriften sowie Internet-Editionen. Sonja Viola Senghaus blickt bereits auf eine Vielzahl von erfolgreichen Lesungen zurück. Ds Dichterfrühstück in Bad Kreuznach, die „Lange Nacht des Friedens“ in der Versöhnungskirche Ingelheim, die Buchvorstellung „Licht – Flügel – Schatten“ im Neulußheimer Kulturzentrum „Alter Bahnhof“, ein Lyrik-Workshop im Rahmen der Nibelungen-Festspiele in Worms, die Wort-Bild-Klang-Performance mit der Gruppe „TonArtLyrik“ im Kulturforum in BadMergentheim, um nur einige ihrer Wirkungsstätten zu nennen.
Sonja Viola Senghaus freut sich über ihren Erfolg, möchte aber nicht stehenbleiben, sich ständig weiterentwickeln. Als Mensch und als Künstlerin. Für die Zukunft wünscht sie sich neue Wortabenteuer, in denen sie ihren lyrischen Ausdruck weiter entfalten kann. Auch möchte sie weiter spartenübergreifend arbeiten, die Bildende Kunst und die Musik, wie sie das zurzeit bei Auftritten mit der Gruppe „TonArtLyrik“ umsetzt, in ihre Kunst mit einbinden. „Eine Art Gesamtkunstwerk zu schaffen, ist wunderbar“, meint Sonja Viola Senghaus. Und auf ihrem Gesicht breitet sich wieder jenes Strahlen aus.


Ein Blau

Ich lasse dich ein
in mein Ätherhaus.
Du schreitest
mit moosbedeckten Füßen
durch meine Wolkenräume
und wirfst
aus deinem prächtigen Gefieder
ein Blau mir zu.

(Sonja Viola Senghaus,
1. Mai 2003)

„Künstlerinnenportrait Nr. 6 – Literatur“, GEDOK-Rundbrief Sept. 2003

GEDOK-Rundbrief, Heidelberg

Künstlerinnenportrait Nr. 6 – Literatur

Sonja Viola Senghaus
Lyrikerin und Malerin
E-mail:

Homepage: www.tonartlyrik.de

Mitgliedschaften:

GEDOK Heidelberg und BvjA (Bundesverband junger Autorinnen und Autoren)

Veröffentlichungen:

Buch-Einzeltitel:

„Licht-Flügel-Schatten“, Gedichte mit Bilderm von Dorette Polnauer, Marsilius-Verlag 2002, ISBN 3-929242-30-3

„Freiräume“ – Gedichte und Grafiken, Eigenverlag, 3. Auflage 2001

Anthologien:

„Rot trifft Blau“, Ferber-Verlag, Köln, 2002, ISBN 3-931918-007-6
„Schreiben – Ich schreibe, weil …“, Ferber-Verlag, Köln 2003, ISBN 3-931918-08-4
Elfenfest-Anhologie, „REM-Phase Master-Cut“, Edition Elf, Burgdorf, 2002
„Gedichte 2002“, Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes

Lesungen / lyrische Performance:

regional und überregional

Ich

Ergraut
nicht erstarrt
verträumt
und doch durchlässig
von innen
nach außen

(Sonja Viola Senghaus)


Entspiegelung

Spiegelbild häute dich
mit allen Fragen
und
ohne alle Mittel
stelle dich dir
selbst

(Sonja Viola Senghaus)

„Unterhaltungsmagazin Müllers – Im Schreiberstübchen“, Ausgabe 5/2002 (Dr. Klaus Haag)

Unterhaltungsmagazin Müllers, Ausgabe 05/2002, 11. Jahrgang

Hrsg.C&C Verlag, Schifferstadt,
Redaktion Claus Jürgen Müller

 

 

„Im Schreiberstübchen“

Sonja Viola Senghaus: Kurpfälzische Autorin aus Neulußheim schafft dichterische Freiräume und lyrische Spannungswelten

Die 1948 in Hockenheim geborene und im badischen Neulußheim lebende Autorin und Malerin Sonja Viola Senghaus, hauptberuflich im Umweltamt der Schickard-Gemeinde tätig, schreibt und malt „seit sie denken kann“. Schon früh fiel ihr auf, worin die Leistung liegt, seelische Prozesse zu versprachlichen oder in Bildern auszudrücken; es war ein Teil ihrer Entwicklung. Was am Anfang persönliche Erfahrungsarbeit war, also die subjektive Auseinandersetzung mit Umwelt, Gesellschaft, der Rolle der Frau und den Höhen und Tiefen menschlichen Daseins, bei vielen Literaturschaffenden ja die Urwurzel literarischen Schreibens, ist inzwischen zur ernsthaften Autorenarbeit der Schriftstellerin Senghaus geworden.

Nach einem Privatdruck im Jahr 2000 mit dem Titel „Freiräume“ erschien jüngst ihr erstes eigenständiges Buch in einem kommerziellen Verlag – eine in drei Zyklen mit 72 Texten unterteilte Gedichtsammlung mit dem Titel „Licht–Flügel–Schatten“. War es anfänglich ihr Anspruch, durch die Schriftstellerei auch einen Ausgleich zur Doppelbelastung als erziehende Mutter und Erwerbstätige zu schaffen, so hat sie – nicht zuletzt durch die Teilnahme an Lesungen und Textwerkstätten, der intensiven Beschäftigung mit literarischen Formen und Themen – in den letzten Jahren einen besonderen, höheren Zugang zur Lyrik herausgearbeitet, der nicht mehr länger als „Hobbyschriftstellerei“ bezeichnet werden kann.

Von der Malerei hatte sie bereits erfahren, dass die Kunst dem immer wieder ins Banale abrutschenden Alltag neue Interpretationen entgegensetzt. Ihre Texte wiederum forderten nun systematische Bearbeitetheit ein, was in ihrem Fall häufig darin besteht, Lyrik wesentlich als die stilistische Reduzierung auf das Nötigste zu verstehen, Klarheit und Kürze in den     Sonja Viola Senghaus Vordergrund zu stellen. Kurz, epigrammatisch, aphoristisch, häufig am Ende pointiert sind deshalb die Texte der Lyrikerin: „Ich“: „Ergraut/nicht erstarrt/verträumt/und doch durchlässig/von innen/nach außen“.

Zahlreiche Lesungen folgten dem erfolgreichen Debüt der „Freiräume“, u.a. beim Dichterfrühstück in Bad Kreuznach, der Tuchfabrik inTrier, der Langener Lektorenwerkstatt; Gedichte wurden in Anthologien und Interneteditionen veröffentlicht, eine Reihe von Workshops, u.a.in Heidelberg, Mainz, Inzigkofen und Bad Herrenalb machen sie mittlerweile in der Großregion bekannter.

Konfrontationen erzeugen innere Spannungen, die sich in Warten und Wortfügungen als Problemkreis zeigen, der literarische Auflösung verlangt. Gedichte schöpfen aus dem Raum der Seele und sind damit symbolischer Reflex auf das geistige Sein. Das ist die Grundstimmung, die aus Sonja Viola Senghaus‘ Gedichten spricht. Dass die Autorin damit auch ein Publikum findet, zeigte z.B. die Buchvorstellung von „Licht–Flügel–Schatten“, bei der weit mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer ihrem Vortrag lauschten, den sie in interaktiver Performance zusammen mit der befreundeten Malerin Dorette Polnauer (von ihr stammen die Abbildungen des jüngsten Werkes) und einer jungen talentierten Saxophonistin, Maike Purps, vortrug.

Sonja Viola Senghaus . eine Autorin, die mit ihren Gedichten Trost spenden will, die Lyrik als eine Gattung versteht, die Hoffnung für Menschen des Gefühls vermitteln will. Ihr Anspruch ist es, die „Landschaften der Seele“ zum Erklingen zu bringen.

Dr. Klaus Haag