Sonja Viola Senghaus, GEDOK Heidelberg
Wir waren hier und haben Spuren hinterlassen.
Kurzgeschichten und Lyrik zum Thema
Herausgeber Lotto Rheinland-Pfalz
Das Motto „Wege und Spuren“ regt zum Nachdenken an –
über den Weg, den wir gehen, und die Spuren, die wir
dabei hinterlassen.
Der Jury lagen 249 Beiträge von insgesamt 134 Literatinnen
und Literaten aus Rheinland-Pfalz vor, wovon 30 davon
berücksichtigt wurden.
Neue literarische Pfalz (NLP)
2017: Neue literarische Pfalz (NLP), Mitgliederzeitschrift des literarischen Vereins der Pfalz (Hg.), Nr. 43
2018: Neue literarische Pfalz (NLP), Mitgliederzeitschrift des literarischen Vereins der Pfalz (Hg.), Nr. 44
2020: Neue literarische Pfalz (NLP), Mitgliederzeitschrift des literarischen Vereins der Pfalz (Hg.), Nr. 46
Veröffentlichte Gedichte:
Ihre Worte
(an Elisabeth L.)
Knospen
brechen
innen-
wandig
auf
Blütenfülle
entfaltet
im Welken
sich
neu
Melancholie
(Zu „Wer kann segeln“
skandinavisches Volkslied
von Viktor James Kelly)
Am Ende des Tages
wenn der Wind sich legt
beginnt das Lichte
zur Stunde tobt noch
der Sturm
der schattige Morgen
spült trübes Licht
ans Ufer
doch das Immerwährende
währt nicht für immer
Vertrauter Traum
Das Mädchen
im schäbigen Kleid
vor blindem Mobiliar
an den Wänden
hängt das Gestern
Gedichte übersetzt ins Rumänische, in: Poesis, Ausgabe Nr. 1-2/2007
POESIS, Ausgabe Nr. 1-2/2007
Gedichte „10. Mai 1933“ und „Tableau noir“ in: Matrix, Ausgabe Nr. 4/2006
MATRIX Zeitschrift für Literatur und Kunst, Ausgabe Nr. 4/2006 (6), Pop- Verlag, ISBN 3-937139-24-9
Schwerpunktthema: Angst
Tableau noir
(Ovids Traum)
Nachtschwere in zarter Hand
Kreuzzeichen kopfüber Hals
gesichtsloses Schwarz auf Samt und Seide
der gepuderten Maske entkommen
Gebeine erhellt von Wolkenschaum
und Amor gefesselt am Baum der Erkenntnis
(Sonja Viola Senghaus)
10. Mai 1933
„Es ist ein merkwürdiges Gefühl,
ein verbotener Schriftsteller zu sein
und seine Bücher nie mehr
in den Regalen und Schaufenstern
der Buchläden zu sehen.“
(Erich Kästner)
Als deine Bücher
brannten in der Glut
schrie das
bedruckte Papier
loderten die Worte
Gespenstern gleich
aus der Glut
und brannten sich ein
in unser Fleisch
(Sonja Viola Senghaus,
21. März 2004)
Gedichte „Tsunami“ und „Ulrike Meinhof“ in: Matrix, Ausgabe Nr. 3/2006 (5)
MATRIX, Zeitschrift für Literatur und Kunst, Ausgabe Nr. 3/2006 (5), POP Verlag, ISBN 3-937139-20-6
Schwerpunktthema: Mörderische LeseGelüste
Tsunami
In Sri Lanka eine Ayurveda-Kur
noch vor der großen Flut noch vor
den schaurigen Tableaus geschundener Ufer aufgetriebener Leichen
noch vor dem Tsunami noch vor
dem Getöse ungezählter Kehlen dem Festklammern zahlloser Hände
und danach
eine Klangtherapie vielleicht
unaufdringliches Meeresrauschen ansteigende Wellen dezente Musik
danach kein Davor
(Sonja Viola Senghaus)
Widerstand
(an Ulrike Meinhof)
Mit dem Stein in der Faust
dem Finger in der Wunde
dem Kreuz im Rücken
selbst zur Wunde
geworden
widerstand sie nicht
(Sonja Viola Senghaus,
15. September 2003)
Gedicht „Und dennoch Liebe“ in: Dulzinea, Ausgabe Nr. 8/2005
DULZINEA, Zeitschrift für Lyrik und Bild, Ausgabe Nr. 8/2005, ISSN 1618-470X
Schwerpunkt: Moderne Liebeslyrik
Und dennoch Liebe
Baufällig das Haus
Ein Stockwerk nur bewohnt
Abgetreten die Treppenstufen
Küchendunst klebt an
winterharten Töpfen
dennoch
atmet Frühlingslicht
auf antikem Mobiliar
(Sonja Viola Senghaus)
Gedicht „Dramatisches Fragment“ in: Dulzinea, Ausgabe Nr. 7/2005
DULZINEA, Zeitschrift für Lyrik und Bild, Ausgabe Nr. 7/2005, ISSN 1618-470X (Auflage: 700 Exemplare)
Schwerpunktthema (Ausschreibung): Blick aus dem Kellerloch – kritische Texte
Inhalt (ca.): 40 Gedichte + 13 Haiku/Senryû + 5 x Malerei (Farbe)
Nachtcafé
(Gottfried Benn,
aus „Sämtliche Gedichte“, 1912)
824. Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.
Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.
Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.
Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.
B-moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack darauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –
Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanit’isch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit.
Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.
Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.
Dramatisches Fragment
Antwort auf Gottfried Benns “ Nachtcafé
In jener Nacht
als die Instrumente
sich in Menschen verwandelten
und aus ihrem gescheitelten Haar
Glaube Liebe Hoffnung in
verstopfte Ohren tropfte
In jener Nacht
als der Masse Mund
Chopin wie Perlen vor die Säue spie
und dabei das Lied auf die
Frauen das Leben und
die Liebe sang
In jener Nacht
versperr die Tür
bevor die Kannibalin
sich einnistet in deinem Bett
und die Nelke zu deiner
Lieblingsblume wird
(Sonja Viola Senghaus)
Gedicht „Gedichte“ in: Faltblatt Nr. 9, EditionYE 2004,
FALTBLATT Nr. 9, EditionYE 2004, ISBN 3-87512-191-0
Gedichte
Nahaufnahmen
innerer Bilder
in Plakatgröße
(Sonja Viola Senghaus)
Gedicht „Schwäbische Alb“ in: IGdA-aktuell 27/2003
IGdA-aktuell, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, 27/2003, Ausgabe 3, ISSN 0930-7079
Schwäbische Alb
(texte écriture automatique)
Land der rollenden Farben
sehen staunen begreifen
sich finden
hinter Felswänden
im blauen Traum
zwischen Menschen die
aus dem Schweigen
Worte schöpfen
(Sonja Viola Senghaus)
Gedicht „Weihnachtsglück“ in: Wortspiegel, Heft 29/2003
WORTSPIEGEL, Heft 29/2003
Weihnachtsglück
Goldhände flechten
Sternenstaub
in Engelshaar.
Wundersamer Klang.
(Sonja Viola Senghaus
02. Dez. 2003 )