Neue literarische Pfalz (NLP)

2017: Neue literarische Pfalz (NLP), Mitgliederzeitschrift des literarischen Vereins der Pfalz (Hg.), Nr. 43

2018: Neue literarische Pfalz (NLP), Mitgliederzeitschrift des literarischen Vereins der Pfalz (Hg.), Nr. 44

2020: Neue literarische Pfalz (NLP), Mitgliederzeitschrift des literarischen Vereins der Pfalz (Hg.), Nr. 46

Veröffentlichte Gedichte:

Ihre Worte
(an Elisabeth L.)

Knospen
brechen
innen-
wandig
auf

Blütenfülle
entfaltet
im Welken
sich
neu

Melancholie
(Zu „Wer kann segeln“
skandinavisches Volkslied
von Viktor James Kelly
)

Am Ende des Tages
wenn der Wind sich legt
beginnt das Lichte

zur Stunde tobt noch
der Sturm

der schattige Morgen
spült trübes Licht
ans Ufer

doch das Immerwährende
währt nicht für immer

Vertrauter Traum

Das Mädchen
im schäbigen Kleid

vor blindem Mobiliar

an den Wänden
hängt das Gestern

Gedichte „10. Mai 1933“ und „Tableau noir“ in: Matrix, Ausgabe Nr. 4/2006

MATRIX Zeitschrift für Literatur und Kunst, Ausgabe Nr. 4/2006 (6), Pop- Verlag, ISBN 3-937139-24-9

Schwerpunktthema: Angst

Tableau noir
(Ovids Traum)

Nachtschwere in zarter Hand
Kreuzzeichen kopfüber Hals
gesichtsloses Schwarz auf Samt und Seide

der gepuderten Maske entkommen
Gebeine erhellt von Wolkenschaum
und Amor gefesselt am Baum der Erkenntnis

(Sonja Viola Senghaus)

10. Mai 1933

„Es ist ein merkwürdiges Gefühl,
ein verbotener Schriftsteller zu sein
und seine Bücher nie mehr
in den Regalen und Schaufenstern
der Buchläden zu sehen.“
(Erich Kästner)

Als deine Bücher
brannten in der Glut
schrie das
bedruckte Papier
loderten die Worte
Gespenstern gleich
aus der Glut
und brannten sich ein
in unser Fleisch

(Sonja Viola Senghaus,
21. März 2004)

Gedichte „Tsunami“ und „Ulrike Meinhof“ in: Matrix, Ausgabe Nr. 3/2006 (5)

MATRIX, Zeitschrift für Literatur und Kunst, Ausgabe Nr. 3/2006 (5), POP Verlag, ISBN 3-937139-20-6

Schwerpunktthema: Mörderische LeseGelüste

Tsunami

In Sri Lanka eine Ayurveda-Kur
noch vor der großen Flut noch vor
den schaurigen Tableaus geschundener Ufer aufgetriebener Leichen
noch vor dem Tsunami noch vor
dem Getöse ungezählter Kehlen dem Festklammern zahlloser Hände
und danach
eine Klangtherapie vielleicht
unaufdringliches Meeresrauschen ansteigende Wellen dezente Musik
danach kein Davor

(Sonja Viola Senghaus)

Widerstand

(an Ulrike Meinhof)

Mit dem Stein in der Faust
dem Finger in der Wunde
dem Kreuz im Rücken

selbst zur Wunde
geworden
widerstand sie nicht

(Sonja Viola Senghaus,
15. September 2003)

Gedicht „Und dennoch Liebe“ in: Dulzinea, Ausgabe Nr. 8/2005

DULZINEA, Zeitschrift für Lyrik und Bild, Ausgabe Nr. 8/2005, ISSN 1618-470X

Schwerpunkt: Moderne Liebeslyrik

Und dennoch Liebe

Baufällig das Haus
Ein Stockwerk nur bewohnt
Abgetreten die Treppenstufen
Küchendunst klebt an
winterharten Töpfen
dennoch
atmet Frühlingslicht
auf antikem Mobiliar

(Sonja Viola Senghaus)

Gedicht „Dramatisches Fragment“ in: Dulzinea, Ausgabe Nr. 7/2005

DULZINEA, Zeitschrift für Lyrik und Bild, Ausgabe Nr. 7/2005, ISSN 1618-470X (Auflage: 700 Exemplare)

Schwerpunktthema (Ausschreibung): Blick aus dem Kellerloch – kritische Texte
Inhalt (ca.): 40 Gedichte + 13 Haiku/Senryû + 5 x Malerei (Farbe)

Nachtcafé
(Gottfried Benn,
aus „Sämtliche Gedichte“, 1912)

824. Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.

Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.
B-moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack darauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –

Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanit’isch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit.
Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.

Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.

Dramatisches Fragment

Antwort auf Gottfried Benns “ Nachtcafé

In jener Nacht
als die Instrumente
sich in Menschen verwandelten
und aus ihrem gescheitelten Haar
Glaube Liebe Hoffnung in
verstopfte Ohren tropfte

In jener Nacht
als der Masse Mund
Chopin wie Perlen vor die Säue spie
und dabei das Lied auf die
Frauen das Leben und
die Liebe sang

In jener Nacht
versperr die Tür
bevor die Kannibalin
sich einnistet in deinem Bett
und die Nelke zu deiner
Lieblingsblume wird

(Sonja Viola Senghaus)

Gedicht „Schwäbische Alb“ in: IGdA-aktuell 27/2003

IGdA-aktuell, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, 27/2003, Ausgabe 3, ISSN 0930-7079

 

Schwäbische Alb
(texte écriture automatique)

Land der rollenden Farben
sehen staunen begreifen
sich finden
hinter Felswänden
im blauen Traum
zwischen Menschen die
aus dem Schweigen
Worte schöpfen

(Sonja Viola Senghaus)

Gedichte „Unabhängigkeit“ und „Traumklang“ in: Begegnung, Okt. 2003

BEGEGNUNG, Zeitschrift für Lyrikfreunde, 23. Jahrgang, Nr. 118, Okt. 2003

Traumklang

Fernost
legt transparente
Schleier über wache Augen
muskulöser Flötenspieler

Frauenleiber
Schlangen gleich
im Takt der Trommeln
und ich klinge mit

(Sonja Viola Senghaus)

Unabhängigkeit

Der Flügel beraubt
schwingt
dennoch federleicht
der Vogel
sich immer höher
in die Lüfte

(Sonja Viola Senghaus)